«Darauf gebe ich nicht gerne eine Antwort» erwidert Jasmin auf meine Frage nach ihren Zukunftswünschen und Aussichten. « Wenn du mir vor 15 Jahren gesagt hättest, dass ich einmal einen Landwirtschaftsbetrieb führe, hätte ich dir das nicht geglaubt. Ich hatte andere Interessen damals.»
«Normalerweise übernimmt das älteste Kind, vorzugsweise ein Mann, den Betrieb».
Seit 2023 ist Jasmin Kaufmann Betriebsleiterin auf der «Schnerlen» in Escholzmatt. Bis dahin hatten ihre Eltern den Betrieb geführt. «Ich bin das Jüngste von 3 Kindern – und ich habe den Betrieb übernommen» schmunzelt sie und fügt hinzu: «Schon das ist besonders. Normalerweise übernimmt das älteste Kind, vorzugsweise ein Mann, den Betrieb. Bei uns ist es gerade umgekehrt. Die älteren Geschwister haben sich beruflich anderweitig orientiert».
«Kundengeplauder und «herumbäbele» liegt mir nicht».
Somit war vorerst unklar, ob überhaupt jemand aus der Familie den Betrieb weiterführen würde, denn auch die Erstausbildung von Jasmin ging in eine andere Richtung: «Ich wollte ursprünglich Coiffeuse werden. Nach einer Schnupperlehre war es jedoch schnell klar, dass dies nichts für mich ist. Dieses filigrane «herumbäbele» und das Kundengeplauder liegt mir nicht.»
Trotzdem entschied sie sich für eine Verkäuferlehre in einer Landi. «Auch hier störte es mich etwas, dass man im Verkauf oft «Abladestelle» für alle möglichen Aggressionen und Frustrationen von der Kundenseite her ist. Sowas kennst du im Stall nicht, da grunzt dich im besten Fall ein Schwein an, und das verstehe ich ja nicht!» meint Jasmin schmunzelnd.
«Die Freiheiten in der Landwirtschaft sind immer noch recht gross».
Eine Aushilfe auf dem elterlichen Betrieb schaffte schliesslich Klarheit. « Trotz den vielen Regelungen und Vorschriften, die man heute in der Produktion von Nahrungsmitteln hat, sind die Freiheiten als Landwirtin recht gross. Ich kann mir den Tagesablauf beispielsweise nach meinem Gutdünken selber einteilen.»
Man spürt, dass Jasmin das bäuerliche Unternehmertum verinnerlicht hat. Sie spricht von «meinem Hof» oder von «meinem Teleskoplader», in den sie kürzlich investiert hat, um mehr Schlagkraft im Kompostier-Geschäft zu haben.
«Was am Stammtisch diskutiert wird, interessiert mich nicht».
Die Nachricht, dass die junge Frau den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb übernommen hat, wurde von der eher traditionell denkenden Bevölkerung im Entlebuch gut aufgenommen. « Ich habe viele gute Rückmeldungen erhalten und die Leute finden es mehrheitlich toll, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe….und was so am Stammtisch diskutiert wird, interessiert mich nicht.
Trotzdem kann es schon mal vorkommen, dass sie in der Männerwelt «grosszügig» übersehen wird. «Gerade bei Landwirtschafts-Messen, wo es darum geht, in neue Maschinen zu investieren, sprechen die Händler oftmals zuerst mit meiner männlichen Begleitung, sei es mein Vater oder mein Partner. Es freut mich aber dann schon, wenn Vater darauf aufmerksam macht, dass ich die Chefin bin.»
«Als Frau bekommst du nicht mehr Rabatt bei einem Landmaschinenkauf».
Auf der anderen Seite sieht sie aber auch kaum Vorzüge als Frau in einem von Männern dominierten Beruf: «Ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass ich bei einem Händler einen höheren Rabatt für eine Maschine erhalte, weil ich eine Frau bin…»
Die Herausforderungen meistern.
Stolz ist Jasmin auf die «Ehrenmeldung», welche sie bei ihrem Abschluss als gelernte Landwirtin erhalten hat. Diese bescheinigt ihr einen Notenschnitt von 5.4. Ihre berufliche Herausforderung sieht sie aber im praktischen Alltag. Vor allem die Arbeitsorganisation ihrer 5 Mitarbeitenden gestaltet sich manchmal als knifflig. Erst recht, wenn das Wetter nicht mitspielt.
Interessantes Detail: Zu den Mitarbeitenden zählt ebenfalls ihr Freund, der unweit der Schnerlen ebenfalls einen landwirtschaftlichen Betrieb führt. Jasmin hat ihn auf ihrem Hof eingestellt. »Ja das ist schon noch etwas speziell.» meint Jasmin und fügt humorvoll hinzu: «Ab und zu steht er etwas neckisch vor mir und mein: «Na Chefin, was machen wir heute?!»
Eine Persönlichkeit die mehr ist, als sie vorzugeben scheint.
Ich habe Jasmin bei einem Fotoshooting für eine Werbekampagne kennengelernt. Auch wenn wir damals wenig Worte ausgetauscht haben – ich sah mich als Fotograf mit der Herausforderung konfrontiert, Jasmin in ihrer Wartestation für tragende Sauen gut in Szene zu setzen – war mir klar, dass ich es mit einer Persönlichkeit zu tun hatte, die weit mehr war als sie vorzugeben schien.
Selbstsicherheit, Besonnenheit, gepaart mit einer stillen Weisheit die allgegenwärtig ist, und nicht zuletzt ihr bodenerdiger Humor haben mich beeindruckt. Umsomehr freute es mich, als sie zu diesem Projekt ja sagte und ich die Gelegenheit bekam, im Rahmen dieses für mich «medialen Übungsstückes» sie etwas näher kennenzulernen. In den untenstehenden Videos kannst du mehr über Jasmin und ihr Dasein als Junglandwirtin erfahren. Jasmin: Herzlichen Dank fürs Mitmachen. Keep going!
Rohschnitt des Besuchs bei Jasmin Kaufmann im April 2025:
Beispiel: Vor- und Nachteile, wenn du Betriebsleiterin bist.
Das hat mich Stolz gemacht und das sind meine grössten Herausforderungen als Betriebsleiterin:
Wenn der Freund und Partner auch einen landwirtschaftlichen Betrieb hat….
Die Homöopathie und deren Wirkung entdeckt:
Die heilende Pflanzenwelt und anderes Positives:
Kamera, Schnitt und Text: Markus Gehrig