«Ich bin schon ein technikverliebter Mensch» gesteht mir Markus Angst, als ich ihn auf dem Areal des Traktorenimporteurs «GVS-Agrar» in Schaffhausen antreffe. Inmitten mehrerer Dutzend Neutraktoren der Marken Fendt, Massey-Ferguson und Valtra erklärt er mir, was ihm am gegenwärtigen Job als Geschäftsleiter der GVS-Gruppe reizt und welche bisherigen Lebenserfahrungen ihn in seiner menschlichen Entwicklung weitergebracht haben.
«Der geschenkte Kühlergrill eines Fendt-Traktors gab mir Gewissheit.»
«Als ich mit 12 Jahren einen Kühlergrill eines Fendt-Traktors von der GVS geschenkt bekommen habe wusste ich, dass ich mal dort arbeiten möchte. Es ist schon auch das landwirtschaftliche Umfeld, welches mich fasziniert. Die Bodenständigkeit, aber auch die «Handschlag-Geschichte», das heisst man muss nicht immer für alles einen Vertrag aufsetzen, ist schon mein Ding. Man darf so sein, wie man ist. Man muss nicht eine Show abziehen, wenn man etwas erreichen möchte.»
«Ja, ich vermisse die Bauern!»
Mit einem Maschinenbau-Studium in der Tasche kümmerte er sich für rund 10 Jahre um den Vertrieb von Valtra-Traktoren. Ein fünfwöchiger Abstecher in eine Maschinenfabrik, welche industrielle Produkte herstellte, brachte ihm die Gewissheit: «Das war nicht mein Ding. Ich habe etwas vermisst.» Ein Arbeitskollege witzelte: «Es kann doch nicht sein, dass du jetzt die Bauern vermisst», worauf Markus antwortete: «Doch, genau diese vermisse ich!»
«Ich könnte mir auch vorstellen, als Greenkeeper auf einem Golfplatz zu arbeiten.»
Zusammen mit 12 Leuten führt Markus heute die «GVS-Gruppe», welche mit rund 470 Mitarbeitenden in den Segmenten Landtechnik, Weinkellerei und Agrarhandel tätig ist. «Ich brauche nach einigen Jahren jeweils eine Veränderung. Ich könnte mir auch vorstellen Greenkeeper auf einem Golfplatz zu sein. Einen Karriereweg in einem grösseren Unternehmen einzuschlagen allein macht nicht glücklich.»
«Grosse und moderne Maschinen alleine befriedigen mich nicht.»
Was Markus hingegen braucht sind Menschen. «Ich bin ein geselliger Zeitgenosse. Ich mag den Austausch mit Leuten. Ich kann auch recht schnell mein Gegenüber einschätzen und verstehen, was es will und was es kann.» Das wurde ihm bewusst, als der junge Landmaschinen-Fan in Nordamerika auf einer Getreidefarm arbeitete. «Grosse Erntemaschinen zu bedienen ist schon cool. Es verliert aber für mich den Reiz, wenn ich fast tagelang kaum jemanden antreffe oder nicht mit ihm sprechen und mich austauschen kann.»
«Ich mag es, zusammen mit Menschen etwas Positives zu bewirken.»
Und somit sind wir bei seiner gegenwärtigen Tätigkeit als Geschäftsführer eines Unternehmens, welches strukturell verändert werden muss. «Ich mag es, mit Leuten zusammen etwas Positives zu bewirken. Das ist für mich eine persönliche Herausforderung. Vor allem, weil ich es gerne allen Recht machen möchte und es mir Mühe macht, wenn ich Kritik einstecken muss.» An diesen Momenten fehlt es Markus zur Zeit nicht. Nicht alles gelingt auf Anhieb. Gelegentlich müssen unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. «Manchmal fühle ich mich in meiner Position schon etwas einsam.»
Entspannung findet Markus, wenn er Gäste einladen und sie bekochen kann. Auch der Abstecher zu einer Waldhütte eines Freundes mit schöner Aussicht auf die Schaffhauser Landschaft hilft. «Hier treffen sich Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft und aus allen möglichen Berufen. Wir diskutieren dann oftmals über Gott und die Welt oder auch über lokalpolitische Themen. Das macht Freude und so kann ich auftanken.»
Ein Geschäftsführer mit Herz und Verstand.
Als Autor dieses Artikels kenne ich Markus Angst schon seit einigen Jahren. Es ist weniger die Faszination an der Landtechnik, die wir (auch) teilen, sondern vielmehr der rege Austausch übers Menschsein und dessen Herausforderungen im Alltag. An Markus Angst schätze ich seine Ehrlichkeit und Offenheit gegenüber anderen Menschen und Meinungen wie auch seine Fähigkeit, über sich selber zu reflektieren und sich in Frage zu stellen.
Der Film-Rohschnitt wie auch die unten angefügten Videoclips geben interessante Einblicke in den Lebenslauf und die Ansichten einer Persönlichkeit, die mir Aha-Momente bescheren.
Rohschnitt des Besuchs bei Markus Angst im Januar 2025:
Story: Die Menschen geben mir das, was ich brauche:
In die «Künstliche Intelligenz» habe ich nur eine Hoffnung:
Wenn eine Idee von mir von anderen zerrissen wird, warte ich ab bis….
Karriere allein macht nicht glücklich:
Da musste ich etwas ändern:
Die Schwierigkeit digitaler Entwicklungen in der Feldrobotik:
Kamera, Schnitt und Text: Markus Gehrig